Begleitung bei chronischen Erkrankungen

Zu schwere Koffer zu lange tragen

Erkrankungen stellen uns und unser gesamtes Umfeld vor große Herausforderungen. Chronische Erkrankungen tun das auch und zudem über einen sehr langen Zeitraum – gar permanent. Die plötzliche Nachricht nicht mehr gesund zu sein, erfordert große Anpassungsleistungen und die Beantwortung vieler Fragen: Wie können wir lernen mit Erkrankungen zu leben, welche Rolle kann der Partner oder die Familie und Freunde dabei einnehmen? Wie sprechen wir über Veränderungen, die Erkrankungen mit sich bringen – beruflich als auch ganz persönlich? Wie heben wir unsere Ressourcen, die uns beim Gesunden unterstützen? Und wie holen wir die Sonne ans Krankenbett?

Mein eigener Unfall 2003 ließ mich erfahren, wie schwer es sein kann, ins Leben zurück zu finden und wie hilfreich Unterstützung und Gespräche sind, wenn neben vieler Verluste der Blick auf alles, was noch da ist, verdeckt scheint. Auch ich verspürte ein großes Schuldgefühl gegenüber der Familie, weil vieles nicht mehr ging, wie zuvor und Ängste sich auftaten, versorgt werden zu müssen. Es galt auszuhalten, dass ich einige Erlebnisse von nun an nicht mehr in Familie teilen kann: Es war ein Abschied und ein Neuanfang und es brauchte Zeit, Unterstützung, Akzeptanz, Liebe und Respekt.

Die Erkenntnis, dass die Auswirkungen meiner Erkrankung uns alle betreffen und unser Leben verändern würden, hatte mich gelähmt. Ich war im Selbstmitleid versunken und hatte große Schuldfragen aufgeworfen. Ich hatte mich jahrelang nicht um meine Gesundheit geschert. Meine Frau war noch so jung, die Kinder so klein. Nach und nach konnte ich es zulassen, dass es nicht um "meine Schuld" ging. Wir mussten nach meiner Krebserkrankung unser Leben neu ordnen, ich konnte nicht mehr arbeiten gehen und verlor alle meine Aufgaben. Als wir uns als Familie dafür Unterstützung holten, gemeinsam darüber sprachen fiel eine große Last von meinen Schultern. Auch wenn meine Erkrankung nicht geheilt ist, fühlt es sich jetzt leichter an mit ihr zu leben.

Frank

51 Jahre